Die Wiedergeburt von Omega-Chapter 743: Was es bedeutet, zu verlieren (Kap. 744)

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Chapter 743: Was es bedeutet, zu verlieren (Kap. 744)

Die Sonnenstrahlen weckten Xenon. Trotz geschlossener Augen brannte die Intensität der Strahlen und seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Ein Schatten blockierte das Sonnenlicht, Xenons Augen öffneten sich und er blickte zu Jian auf, der ihn fragend ansah.

"Na, na ... wieso bist denn du hier?" fragte Jian, ein Lächeln umspielte seine Lippen und zeigte seine Überraschung. Xenon sprang auf und Jian trat rasch zurück, um zu verhindern, dass Xenon ihn in seiner Hast anrempelte.

"Was zum Teufel ..." fing Xenon an, stockte dann aber und sah sich um. Er stand auf einem Balkon, weit entfernt von der kleinen Herberge, in der er sich eben noch befunden hatte. Der Balkon bot einen Blick auf die bekannte Stadt Blazed und Xenon erkannte erstaunt, dass er sich in Fort Blazed befand.

Xenon hatte schon viel über das Traumwandern gehört, meist von Neveah. Sie hatte es als gar nicht so unterschiedlich zur Realität beschrieben, abgesehen davon, dass man nicht genau wählen konnte, wo man landete.

Manchmal wurde Jian zum Drachenturm oder wohin auch immer Neveah gerade war, gezogen, und es gab andere Male, wo sie sich beide in einer Szene aus ihren Erinnerungen wiederfanden. Dieses Mal vermutete Xenon, dass er nach Fort Blazed gezogen worden war.

"Wieso bin ich hier? Wo ist Veah?" fragte Xenon.

"Eigentlich sollte ich dich das fragen." erwiderte Jian und rollte mit den Augen. "Deine Begeisterung in Ehren."

"Ach was, ich war erleichtert, dass du lebendig und am Atmen bist." erwiderte Xenon und rollte ebenfalls mit den Augen. Sein Blick fiel erneut auf Jian, musterte ihn von Kopf bis Fuß und zog ihn dann in eine Umarmung. "Du lebst und atmest, gute Arbeit."

Jian gab ein leises Schnauben von sich, klopfte Xenon jedoch zärtlich auf den Rücken, bevor er sich löste. "Wie kommst du denn an Veahs Stelle hierher? Der Anhänger ..." Jian brach ab, "Ihr müsst beide körperlichen Kontakt gehabt haben, der Wirkungsbereich des Anhängers ist ja sehr begrenzt."

"Sie ist eingeschlafen, sie wollte dich besuchen ..." nickte Xenon langsam, "Wenn ich nun hier bin, wo könnte sie dann sein?"

"Ich habe gehört, physische Erschöpfung verhindert es, dass wir traumwandeln können. Sie muss auf der anderen Seite richtig schlafen." vermutete Jian. "Du wirst nicht lange bleiben, es beruhigt mich nicht, wenn du nicht über sie wachst."

"Einverstanden." murmelte Xenon.

"Sag mir, was wollte Neveah mir mitteilen?" fragte Jian. Xenon antwortete nicht sofort, es dauerte ein paar Sekunden, bevor er sich zu Jian wandte.

"Warum siehst du nicht selbst nach?" sagte Xenon schließlich.

Jian runzelte die Stirn, nickte dann einmal und schloss die Augen. Auch Xenon schloss seine Augen und spürte Jians Präsenz in seinem Geist, die durch ihre Verbindung an der Oberfläche entlangglitt. Xenon leistete nicht dagegen und als er sich die Ereignisse ins Gedächtnis rief, die seit seiner Rückkehr zum Drachenturm geschehen waren, wusste er, dass Jian alles mit eigenen Augen sehen konnte.

Es dauerte nicht lange, dann öffneten sich Jians Augen und auch Xenons. Jians Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Er starrte nur vor sich hin, als müsse er all die Informationen verdauen, die er gerade erhalten hatte.

"Das Drachengesetz duldet keine Verräter." sagte Jian schließlich. "Meine Geduld mit den Fae ist am Ende."

"Ich verstehe. Wir werden entsprechende Maßnahmen ergreifen." sagte Xenon mit ernster Stimme. "Und was ist mit Lodenworth?"

Daraufhin zog Jian die Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Bevor er antworten konnte, erschütterte ein Beben die Erde. Dunkle Wolken zogen schnell auf und der erste Blitz, der über den Himmel zuckte, kündigte einen Gewittersturm an.

"Noch eine Herausforderung." murmelte Jian, drehte sich um und kehrte zurück ins Schloss, Xenon folgte ihm. Sie erreichten bald Jians Arbeitszimmer, wo Cassian bereits zu den versammelten Drachenfürsten sprach.

"Sie können uns nicht sehen." erklärte Jian Xenon, als sie sich der Versammlung näherten. "Für uns ist dies noch immer die Traumebene."

"Mein Lehnsherr ist derzeit ... unzugänglich." begann Cassian. "Diese Herausforderung kommt viel früher als üblich, zu kurz nach dem letzten Sieg. Es scheint, als würden sich die Spielregeln ändern ... oder etwas anderes liegt im Argen."

"Lord Kaideon hat sich der letzten Herausforderung gestellt, also übernehme ich diese. Während meiner Abwesenheit wird Lord Kaideon alle Angelegenheiten leiten ... Mein Lehnsherr darf nicht gestört werden, bis er selbst zu euch kommt." stellte Cassian klar."Aber das passiert doch wirklich? Genau jetzt?" fragte Xenon zur Sicherheit.

"Wir sind die einzigen, die im Traum wandeln. Das hier ist so real wie jeder andere Tag im Reich der verlassenen Bestien", erwiderte Jian. "Komm, ich möchte deine Einschätzung zur Herausforderung hören."

Kurze Zeit später standen sie beide auf der Stadtmauer und blickten auf das aufgewühlte Wasser des Schwarzen Meeres unter ihnen hinab. Die Mauern der Stadt zitterten leicht unter dem Druck der Wellen, als sich mitten im Schwarzen Meer ein Strudel bildete, aus dem der Herausforderer der Bestie emporsteigen sollte.

Bald tauchte ein großer Ork aus dem Schwarzen Meer in den Kampfkreis auf – er war noch größer als der letzte. "Was meinst du?", fragte Jian Xenon.

"Es mag ein großer Ork sein, aber Cassian wird die Oberhand behalten. Er könnte leichte Verletzungen erleiden, aber er wird siegen", antwortete Xenon und beobachtete die Bestie, die wütend brüllte.

Vor ihnen umkreiste Cassians Drachengestalt das Schwarze Meer und gerade als sich der Kampfkreis öffnete, schoss er hinein und der Kreis schloss sich hinter ihm.

"Was ist das?" fragte Xenon besorgt, als eine schuppige Klaue aus dem Strudel auftauchte, kurz bevor dieser sich schloss. Die Stadtmauer bebte heftig, als auf der anderen Seite des Kampfkreises eine weitere Bestie auftauchte und den großen Ork mühelos zerriss, um dessen Platz einzunehmen, kurz bevor der Kampfkreis sich wieder schloss.

"Das ist... eine Hydra! Eine dreiköpfige Hydra!" zischte Xenon.

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Das auffallend rote Blut bildete einen scharfen Kontrast zu Cassians saphirblauen Schuppen, als der giftige Schwanz der Hydra seine Seite traf und eine tiefe Wunde hinterließ, aus der starkes Blut flutete. Cassian hatte vorsichtig agiert, um einen Treffer zu vermeiden – immerhin war das die beste Strategie gegen eine Bestie, gegen die man nie zuvor gekämpft oder die man nie zuvor gesehen hatte und von der man nur aus Erzählungen wusste.

Das Einzige, was bekanntermaßen Drachenschuppen durchdringen konnte, war Adamantium, und nun kam zu dieser Liste der giftige Schwanz der Hydra hinzu.

Cassians gewaltige Drachengestalt war ramponiert und blutverschmiert. So vorsichtig er auch gewesen war, die Hydra war schneller. Seine Schuppen waren von zwei tiefen Wunden gezeichnet und auch einer seiner Flügel war verletzt, was seinen Flug beeinträchtigte.

Eine weitere Tatsache war ebenso offenkundig wie Cassians starke Blutung: Er war erschöpft. Eine dreiköpfige Hydra war zwar ein einziges Wesen, konnte jedoch leicht von drei Seiten angreifen, vier, zählte man ihren giftigen Schwanz dazu, was eine wirkungsvolle Verteidigung nahezu unmöglich machte. Dennoch griff Cassian unermüdlich an und sein Schwanz peitschte gegen das Ungeheuer.

Die dreiköpfige Bestie war ein gewaltiger Albtraum aus sich windenden Schuppen, jedes ihrer schlangenartigen Häupter bewegte sich in unheimlichem Gleichklang. Ihre Augen leuchteten mit unnatürlicher Bosheit und aus ihren dreifachen Mäulern tropfte säurehaltiges Gift, das in der Luft sizzelte.

"Hydras... sie galten als ausgestorben, lange vor der Rebellion", zischte Jian und ballte die Hände zu Fäusten – ein verräterisches Zeichen seiner Beunruhigung. "Wieso starre ich dann jetzt auf eine?"

Xenon hatte keine Antwort; man wusste nur wenig über den Ursprung und die Existenz der verlassenen Bestien, nur, dass das Dunkle Imperium durch die Ausrottung der wilden Arten an die Macht gekommen war, wobei die Hydra eine von vielen war, die in der Schlacht vernichtet worden waren.

Und dennoch war hier eine ausgewachsene, dreiköpfige Hydra. Welche Geheimnisse mochten noch unter dem Schwarzen Meer verborgen sein? Und würden sie in der Lage sein, die Konsequenzen zu tragen, sollten diese alle zum Vorschein kommen?

Der Kampfkreis hatte sich am Eingang der Hydra geschlossen; es gab keine Hilfe für Cassian. Außer Xenon und Jian, die durch den Traumbindungszauber in dieser Wirklichkeit unbemerkt blieben, waren nun auch die Herrscher Starron und Kaideon an der Stadtmauer eingetroffen. Einige Drachen kreisten am Himmel und suchten nach einer Schwachstelle in der Barriere des Kampfkreises, um einzudringen, denn es war offensichtlich, dass Cassian ins Hintertreffen geriet.

Cassian stürzte sich auf die Hydra, versuchte ihre Kehle zu packen. Einer der Köpfe wich aus, während ein anderer mit blitzenden Zähnen zustieß. Cassian entkam nur knapp den Fängen der Hydra, doch nicht bevor das säurehaltige Gift auf seine Schulter tropfte. Ein schmerzvolles Brüllen entwich seiner Kehle; Flammen züngelten aus seinen Schlünden und prallten an der Barriere des Kampfkreises ab.

"Ich muss da rein", sagte Jian, steif vor Wut. Doch er wusste genauso gut wie Xenon, dass der Kampfkreis eine undurchdringliche Barriere dunkler Magie war.

Doch vor ihren Augen verlor Cassian.

Und zu verlieren bedeutete nur eines...

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